Von Anfang an bestimmte der Inn das Schicksal und die Entwicklung der bayerisch – österreichischen Grenzstadt. Im Jahre 804/806 ist der Ort erstmals als landwirtschaftliche Siedlung „Scardinga“ in einer Passauer Urkunde erwähnt.
Schifffahrt und Handel (zuerst nur Salz, dann auch Getreide, Wein, Erze, Glas, Vieh, Holz und Tuchwaren) machten Schärding im Mittelalter zu einer wohlhabenden Stadt. Nach den Grafen von Vornbach und Andechs sowie den Babenbergern wechselten Wittelsbacher und Habsburger als Herren der befestigten Grenzstadt*. Schärding wurde zum Spielball (oder auch Zankapfel) zwischen den beiden Nachbarländern, einmal vererbt, dann verpfändet, getauscht und erkämpft. Knapp 500 Jahre lang, vom „Frieden von Schärding“ (1369) bis zum „Frieden von Teschen“ (1779), gehörten Schärding und das Innviertel zu Bayern. Im 15. Jahrhundert ließ Herzog Ludwig VII., der Gebartete, von Bayern- Ingolstadt, die Stadt mit Gräben, Türmen und Toren befestigen. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu wirtschaftlicher Blüte: intensive Schafzucht rund um die Stadt sowie Flachs- und Hanfanbau machten das textile Gewerbe mit Leinenwebern und Lodenwirkern, Gerbern und Färbern zum wirtschaftlichen Schwerpunkt der Stadt. Die Tuchschere im Stadtwappen ist Zeugnis dafür. Auch die Integration der Stadt in die florierende Landwirtschaft des ebenfalls bayerischen Rottales brachte wirtschaftliche Vorteile.
Durch Kriege und Brände wurde der Aufschwung mehrmals gestoppt: Im Spanischen Erbfolgekrieg 1703 zerstörten die österreichischen und dänischen Truppen in dreitägiger Belagerung 50 Häuser der Stadt und die gotische Pfarrkirche. 1724 wurden 30 Häuser im Stadtzentrum und auch die Burg durch einen bei der Fronleichnamsprozession entstandenen Brand vernichtet. Die größten Verheerungen aber kamen 1809, als die napoleonischen Truppen die Stadt in Schutt und Asche legten und plünderten. 158 Häuser (auch Kirchen, Rathaus und Bürgerspital) in der Innenstadt wurden zerstört. Dies bedeutete auch den wirtschaftlichen Niedergang, von dem sich Schärding trotz vieler Bemühungen kaum noch voll erholen konnte. In den letzten Kriegstagen 1945 beschossen die Amerikaner die Stadt vom bayerischen Ufer aus, wobei einige Häuser total zerstört und über 100 beschädigt wurden. Ab 1966 wurden die Altstadthäuser in Etappen unter Denkmalschutz gestellt, um die altehrwürdige Bausubstanz im Stadtkern zu erhalten. Seither bemüht man sich gemeinsam mit Erfolg um die Pflege des historischen Stadtbildes.
* Der Begriff "Grenzstadt" gilt im Mittelalter nur für die Zeit, in der Schärding österreichisch ist, denn bis 1779 waren Schärding und das Innviertel bayerisch. Ab 1779 ist natürlich Schärding bis heute Grenzstadt.
